Leseprobe

Das Schulgebäude an der Stirnseite des Platzes erinnerte Cedrik mit seinen spätmittelalterlichen Giebelfenstern, seinem mit Eisen beschlagenen Tor und den verzierten Schornsteinen an eine der berühmten Universitäten, in die er seinen Vater so oft hatte begleiten müssen.

Aber das hier war anders. Besser, irgendwie. Es gefiel ihm. Vielleicht lag es am Schnee. Oder an den Bergen und Wäldern.

„Das ist es. Hier werden Sie ab heute wohnen.“

Das Gebäude, auf das Esmeralda zeigte, war eigentlich ein kleiner Seitenflügel der Schule. Wie das Hauptgebäude war auch dieses Haus über und über mit froststarrem Efeu bedeckt. Trotzdem sah es einladend aus, mit den erleuchteten Fenstern.

„Ich hoffe, Sie werden sich bei uns wohlfühlen“, sagte Esmeralda. „Wir haben für Sie in den Kaminen Feuer anzünden lassen.“

„Vielen Dank, das ist sehr liebenswürdig von Ihnen“, antwortet Aengus.

Sie stiegen aus, und Esmeralda übergab Cedriks Vater einen schweren Eisenschlüssel. „Willkommen in Ihrem neuen Zuhause!“

Als sie endlich das ganze Gepäck aus dem Land Rover geladen und vor dem Haus im Schnee gestapelt hatten, reichte Aengus Esmeralda die Hand, um sich zu verabschieden.

Doch die zögerte – und lächelte vorsichtig. „Wenn Sie möchten, könnte ich Sie noch heute Abend dem Rat vorstellen. Aber ich nehme an, Sie sind zu erschöpft von der Reise?“

„Ganz und gar nicht!“, fiel ihr Aengus begeistert ins Wort. „Ich komme gerne mit.“ Entschlossen wandte er sich an Cedrik. „Du hörst es selbst: Mich ruft die Pflicht. Aber du kannst ja schon einmal unsere Sachen ins Haus tragen, in Ordnung? Und such dir einfach das schönste Zimmer aus.“

„Was?! Aber …“

„Bis später, Cedrik! Ich bin gleich wieder zurück“, unterbrach ihn Aengus bestimmt.

Cedrik schloss enttäuscht den Mund. Wenn sein Dad so war, konnte ihn niemand aufhalten.

Aengus stieg mit Esmeralda zurück in den Wagen, winkte ihm fröhlich zum Abschied und McKanaghan startete den Motor. Das Auto wendete und schlingerte über das schneebedeckte Kopfsteinpflaster Richtung Dorfmitte. Nicht ohne mit einem kleinen Satz einer fauchenden Katze auszuweichen, die vor dem Fahrzeug über die Straße gehuscht war.

Cedrik schüttelte verwirrt den Kopf. Autos springen nicht. Er gähnte und rieb sich die Augen. Bestimmt hatte er sich das nur eingebildet. Kein Wunder, er war hundemüde.

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